„Wigilia“ heißt das polnische Fest am Heiligen Abend. Und an das erinnert man sich das ganze Jahr – nicht nur wegen dem 12-gängigen Menü, das traditionell auf den Tisch kommt. Beeindruckend ist die Sage, dass in der Weihnachtsnacht die Tiere sprechen können. Deswegen bekommen beispielsweise Kühe ein Stück Weihnachtsoblate – genauso wie die Menschen. Hören kann die Tierstimmen übrigens nur, wer ein reines Herz hat. Anderen bleibt das Wunder verborgen.
Weihnachten, in all seinem feierlichen und ehrwürdigen Glanz, scheint auch die Zeit für Monster zu sein, welche die Kinder daran erinnern, lieb zu sein und sich wenigstens einen Monat im Jahr brav zu verhalten. Eines der überraschenderen Mitglieder dieser “Weihnachtspolizei” ist Jólakötturinn, die isländische Weihnachtskatze. Klingt niedlich, aber, ist dies nicht: Jólakötturinn frisst Kinder- um genau zu sein, die Kinder, welche ihre Pflichten nicht erledigt haben und deshalb an Weihnachten keine neue Kleidung bekommen haben. Miauige Weihnachten!
Eine wichtige schwedische Tradition ist das weihnachtliche “Donald Duck Special”. Diese einstündige Fernsehshow läuft am Heiligabend um 15h und die Feierlichkeiten werden drum herum geplant, damit die Familien die Sendung gemeinsam sehen können.
Pudding – in allen Geschmacksrichtungen und jeglicher Konsistenz – ist eine beliebte Weihnachtsspeise. In der Slowakei und Teilen der Ukraine wärmt Pudding nicht nur das Herz, sondern kann auch die Zukunft vorhersagen: Das älteste männliche Mitglied einer Familie nimmt einen Löffel voll vom Loksa -Pudding und wirft ihn an die Decke. Desto mehr Pudding kleben bleibt, desto mehr Glück wird man haben. So einfach ist das.
In einigen Teilen der Welt, wie der Ukraine oder Polen, steht der richtige Zeitpunkt zum Öffnen der Geschenke in den Sternen geschrieben: Das jüngste Kind muss den Abendhimmel beobachten und auf den ersten erscheinenden Stern warten – das ist dann das Zeichen, dass man mit dem Auspacken der Geschenke beginnen kann. (Falls es bewölkt ist, entscheidet anscheinend einfach jemand, wann der Zeitpunkt gekommen ist.)
In Norwegen bedeutet Weihnachten, dass man seine Wischmopps und Besen versteckt – nicht, weil die Leute nicht sauber machen wollen, sondern weil Norweger etwas abergläubisch sind und böse Geister, welche in dieser Nacht auf die Erde zurückkehren, davon abhalten wollen, die Besen zu stehlen und damit auf eine Spritztour am Weihnachtshimmel zu gehen.
Falls du kein Fan von Weihnachtsbäumen bist, können wir dich vielleicht für einen weihnachtlichen Holzblock interessieren? In vielen Teilen Spaniens werden die Geschenke von Tió de Nadal bzw. dem Weihnachtsbaumstamm gebracht – ein Stück Holz, welches oft mit einem Gesicht und kleinen Beinen versehen wird. Jedoch bringt der Holzstamm der Familie nicht nur Geschenke. Tió de Nadal bekommt nachts auch etwas zu essen und kann sich dann in seine eigene kleine Decke kuscheln. Niedlich, oder? Leider hört es hier mit der Niedlichkeit auch schon auf: An Heiligabend wird der Baumstamm ins Feuer gelegt und dann wird der arme kleine Kerl von der Familie mit Stöcken geschlagen, bis er… ähm… Geschenke und Süßigkeiten kackt. Auch wäre jetzt wahrscheinlich eine gute Zeit, um zu erwähnen, dass Tió de Nadal einen Spitznamen hat: Caga Tió, also schei*ender Baumstamm.
Ein Engelchen sitzt auf dem hohen Dach eines Hauses und wartet, bis alles schläft. Sein helles Glitzerkleid erhellt etwas die dunkle Nacht und seine Flügel bewegt er immer zu. Klipp, Klapp. Klipp, Klapp. Als alles Licht im Haus gelöscht, fliegt er klipp, klapp mit seinen Flügeln durch ein kleines noch angekipptes Fenster. Leise bewegt er sich durch die Räume, die alle weihnachtlich geschmückt. Die kleine Mary träumt schön und das Engelchen setzt an ihr Fußende eine kleine Puppe ins Bettchen und macht sich wieder auf seine Reise. Am nächsten Morgen erwacht die kleine Mary und erfreut sich so sehr am Püppchen, dass sie geschwind mit viel Freude im Herzen ins elterliche Schlafzimmer läuft. Auch ihre Eltern, erstaunt über diese wunderschöne Puppe, finden keine Antwort, wie diese zu Mary gekommen sei. Doch das Püppchen ist ein ganz besonderes, es kann laufen wie Mary und auch sprechen wie sie. Als Mary das bemerkt, hat sie noch mehr Freude an ihrem Geschenk, dass sie gut darauf acht gibt, weil sie es sehr liebt. Das Engelchen freut sich darüber, denn es fühlt Marys Seele auch weit über die Himmelsgrenzen hinweg. Und da die kleine Mary so gut auf ihr Geschenk acht gegeben hat, ist es kaum verwunderlich, dass das Püppchen auch einige Generationen später in ihrer Familie, als etwas ganz Besonderes gilt. Heute sitzt Marys Püppchen irgendwo in einem kleinen Bett und ein kleines Mädchen fragt, woher diese schöne Puppe kommt, da hört man die Mutter sagen, „Das kann ich dir wohl nie wirklich beantworten, ich weiß nur, es gab einmal ein kleines Mädchen, wie du eines bist und als sie aus ihrem Traum erwachte, saß dieses Püppchen in ihrem Bett.“ Das Mädchen lächelt, sieht ihr Püppchen an und erzählt der Mutter „Bestimmt hat es ein Engelchen gebracht.“
… Dein Name klingt so komisch. Heißt du wirklich Olfred? Olfred, Olfred !“ Janik lacht. „Was gibt es denn da zu lachen? Ich lache doch auch nicht über deinen Namen. Janik, Janik.“ „Ja entschuldige Olfred. Ich habe diesen Namen noch nie gehört. Und was machst du so? Warum bist du hier?“ „Ich bin überall mal. Heute bin ich hier bei dir. Ich wache über die Berge und Täler, Wälder und Seen.“ „Warum musst du darüber wachen?“, fragt Janik. „Weil es mein Land ist. Es gibt gute Menschen bei euch. Die holen das Holz, das der Sturm von den Bäumen fallen lässt, aus den Wäldern und machen sich ihre Stuben damit warm, oder ihr Süppchen. So wie ihr. Aber es gibt auch genug andere, die ihren Abfall im Wald einfach liegen lassen. Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir so gar nicht.“ gibt Olfred Janik zu verstehen. …
… „Glaubst du, dass es Olfred wirklich gibt“ fragt Janik in die winterliche Ruhe hinein und schaut zu seinem Vater auf. „Ja. Ich glaube das es ihn wirklich gibt. Ich habe nie darüber gesprochen, aber als ich ein Kind war, so wie du, fühlte ich diese Dinge auch. Mir haben sie Angst eingeflößt. Doch ich glaube, du gehst unbefangen damit um?“ Janik staunt über seinen Vater, dass er ihm anvertraut, auch an das zu glauben, was man nicht wirklich anfassen kann. „Und heute? Machen sie dir immer noch Angst?“ fragt Janik ungläubig. „Nein. Heute machen sie mir keine Angst. Aber die Erinnerung macht sich nicht so gut….
… Mit großen Augen steht er vor einer wunderschön geschmückten Weihnachtstanne, die mit so vielen Lichtern versehen ist, dass es ausschaut, als wären viele Sterne vom Himmel gefallen und die Tanne hätte sie auf all ihre Zweige verteilt. Strohsterne und kleine weiße aus Watte geformte Schneebälle zieren sie. Und auf der Tanne ganz oben sitzt ein glitzernder kleiner Mann mit einer grün-gelb-rot karierten Hose und einem hellblauen Hemd. Janik und sein Vater kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Olfred. Sieh doch Vater Olfred, da oben sitzt er. Wo ist denn dein Hut, Olfred?“ fragt Janik aufgeregt nach. „Heute trage ich keinen Hut. Der ist irgendwo im Baum.“